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Die Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung schreitet in Polen stetig voran. Im Zentrum dieser Entwicklung stand in den vergangenen Jahren die Elektronische Plattform für öffentliche Verwaltungsdienste (ePUAP), die als Schlüsselinfrastruktur für die digitale Kommunikation zwischen Bürgern, Unternehmen und Behörden diente. Die kontinuierliche Modernisierung des polnischen E-Governments führt nun jedoch zu einem Paradigmenwechsel: ePUAP wird sukzessive durch das neue System für elektronische Zustellungen (e-Doręczenia) abgelöst. Im Folgenden geben wir einen umfassenden Überblick über Funktionsweise, Vorteile und rechtliche Grundlagen von ePUAP sowie über die aktuellen Veränderungen und ihre praktischen Konsequenzen für Unternehmen und Privatpersonen.
ePUAP ist eine landesweite IT-Plattform, die vom Ministerium für Digitalisierung verwaltet wird. Sie ermöglicht es Bürgern, Unternehmen und öffentlichen Institutionen, Verwaltungsangelegenheiten vollständig digital abzuwickeln. Die Plattform stellt einen standardisierten Zugang zu zahlreichen Dienstleistungen bereit, wodurch der traditionelle Papierverkehr in der Verwaltung konsequent abgebaut wurde.
Mit einem einzigen Benutzerkonto – verknüpft mit dem Profil Zaufany (vertrauenswürdiges Profil) als digitalem Identitätsnachweis – können Nutzer eine Vielzahl von Anträgen und Behördengängen online durchführen. Das Profil Zaufany ist kostenfrei und kann bequem über viele polnische Banken aktiviert werden. Die Authentifizierung mit diesem Profil ersetzt die eigenhändige Unterschrift und verleiht elektronisch eingereichten Dokumenten volle Rechtskraft.
Die ePUAP-Plattform erfüllt zahlreiche Aufgaben:
Zentraler Zugang zu öffentlichen Diensten: Bürger und Unternehmen können verschiedenste Anträge stellen, Dokumente übermitteln und Bescheinigungen beantragen – etwa Personalausweise, Geburts- und Heiratsurkunden, Meldungen bei Sozialversicherung (ZUS) oder beim Finanzamt.
Single Sign-On (SSO): Einmalige Anmeldung für vielfältige Verwaltungsleistungen.
Integration nationaler Register: z.B. PESEL, CEPiK (Fahrzeugregister) und REGON (Wirtschaftsregister).
Standardisierte Vorlagen und Dokumentenmanagement: Effiziente und einheitliche Bearbeitung von Anträgen und Formularen.
Elektronische Empfangsbestätigung (UPO): Nachweis der Zustellung amtlicher Schreiben.
Interoperabilität: Sicherer und effizienter Datenaustausch zwischen verschiedenen öffentlichen IT-Systemen.
Öffentliche Stellen, sowohl zentral als auch kommunal, sind seit Mai 2008 gesetzlich verpflichtet, elektronische Dokumente über ePUAP zu empfangen und zu bearbeiten.
Die rechtliche Basis für den Betrieb von ePUAP bildet das Gesetz vom 17. Februar 2005 über die Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung (Dz.U. 2005 Poz. 565). Es wird ergänzt durch weitere Regelungen, darunter die Verordnung des Ministers für Digitalisierung vom 5. Oktober 2016 und das Gesetz über Vertrauensdienste und elektronische Identifizierung.
Die Plattform erfüllt hohe Standards in puncto Datenschutz und IT-Sicherheit, u.a. durch Hardware-Sicherheitsmodule (HSM) sowie durch Einhaltung des nationalen Interoperabilitätsrahmens. Für Nutzer ist sowohl die Registrierung als auch die Inanspruchnahme sämtlicher Basisdienste kostenlos.
Voraussetzungen:
PESEL-Nummer
ePUAP-Konto
Online-Identitätsbestätigung über Profil Zaufany oder qualifiziertes Zertifikat
Schritte:
Registrierung auf epuap.gov.pl
Identitätsbestätigung (z. B. über Online-Banking)
Auswahl und Beantragung der gewünschten Dienstleistung
Elektronische Unterzeichnung mit dem Profil Zaufany
Verfolgung des Bearbeitungsstatus online
Bearbeitungszeiten:Die Kontoerstellung erfolgt unmittelbar, das Profil Zaufany kann binnen Minuten online aktiviert werden oder innerhalb von 14 Tagen an einem Bestätigungspunkt.
Vorteile:
Deutliche Vereinfachung und Beschleunigung der Kommunikation mit Behörden
Zeit- und Kostenersparnis durch papierlose Prozesse
Nachverfolgung aller Vorgänge online
Zuverlässige elektronische Zustellung und Empfangsbestätigung
Unabhängigkeit von Öffnungszeiten und Aufenthaltsort
Herausforderungen und Kritik:
In der Vergangenheit kam es zu technischen Ausfällen, was insbesondere bei komplexen, integrationsabhängigen Verfahren problematisch war.
Die Entstehung von ePUAP ist mit dem sog. Infoafera-Skandal verbunden – einem Korruptionsfall, der das Vertrauen in öffentliche IT-Projekte vorübergehend beeinträchtigte.
Es bestehen weiterhin hohe Anforderungen an die IT-Sicherheit und Compliance.
Mit dem Inkrafttreten des Krajowy System Doręczeń Elektronicznych (KSDE – Nationales System für elektronische Zustellungen, kurz: e-Doręczenia) leitet die polnische Verwaltung den nächsten Schritt in der Digitalisierung ein. Ziel ist es, einen einheitlichen, europaweit kompatiblen Kommunikationskanal für die rechtsverbindliche elektronische Zustellung von Dokumenten einzuführen.
Ziel und Vorteile des neuen Systems:
Rechtskonforme, nachvollziehbare und sichere Zustellung elektronischer Dokumente
Harmonisierung mit europäischen Standards und Verbesserung der grenzüberschreitenden Kommunikation
Erhöhung von Effizienz, Transparenz und Zuverlässigkeit im Verwaltungsverkehr
ePUAP hat als Pionierplattform die Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung in Polen maßgeblich geprägt und für Bürger wie Unternehmen zahlreiche Prozesse vereinfacht. Mit der Einführung von e-Doręczenia geht die Entwicklung nun in eine neue Phase über: Die elektronische Zustellung wird zum Standard, und alle maßgeblichen Akteure sind gefordert, sich aktiv auf die Umstellung vorzubereiten.
Wir empfehlen deutschen Unternehmen und Managern in Polen, sich frühzeitig mit den neuen Anforderungen vertraut zu machen und die Registrierung im System e-Doręczenia als integralen Bestandteil ihrer Compliance-Strategie zu begreifen. Der strukturierte, rechtssichere und effiziente elektronische Austausch mit der polnischen Verwaltung wird damit auf ein neues Niveau gehoben.
Für weiterführende Informationen oder individuelle Beratung zur Umstellung auf elektronische Zustellungen in Polen stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung.
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